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Die erste Befestigungsanlage auf einem Hügel
über dem Trattnachtal wurde von Ortlof v.
Tollet im Jahre 1170 erbaut. Er wurde zum
Namensgeber des
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ersten Sitzes und später auch der ganzen
Ansiedlung. Es war damals sicherlich keine
Burg im heutigen Sinn, sondern vermutlich ein
befestigter Holzbau
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mit
Palisaden und Gräben.
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Erweitert wurde die Anlage, als sie 1331 in
den Besitz der Lehrbichler kam, die vermutlich
wie der erste Besitzer dem Ritterstand
angehörten und Tollet zu
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Lehen
von Ort am Traunsee bekamen.
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Die nächsten Besitzer stammten aus dem
berühmten Geschlecht der Jörger. Durch Heirat
mit Dietmut von Lehrbichel gelangte im 14.
Jahrhundert
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Helmhart IV. Jörger in Besitz des Schlosses.
Die Jörger waren ein in der Gegend ansässiges
Adelsgeschlecht. Ursprünglich stammten sie aus
St. Georgen
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bei
Tollet, wo ihre ersten Burgen standen.
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Die Jörger stiegen im Laufe der Zeit zu den
höchsten Ämtern im Staat auf und erwarben
riesige Besitztümer und zahlreiche Schlösser
und Edelsitze.
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Einer
der berühmtesten Vertreter der Tolleter Linie
war Wolfgang Jörger IV., der nicht nur zum
Freund Kaiser Maximilians I., sondern auch
1513 zum
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Hauptmann
ob der Enns wurde.
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Seine Frau Dorothea und seine Kinder waren
Protestanten der ersten Stunde. Seine Söhne
studierten in Deutschland und lernten Luther
persönlich kennen,
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Dorothea
stand nach dem Tod ihres Mannes in regem
Briefkontakt mit Martin Luther: Dieser sandte
ihr auch den ersten lutherischen Prediger
Oberösterreichs,
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Martin
Stifel, nach Tollet.
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Der protestantische Glaube wurde für das
Geschlecht der Jörger so wichtig, dass sie den
neuen Glauben selbst in der Zeit der
Gegenreformation mit allen
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Mitteln
verteidigten. Dieses Festhalten an Luthers
Lehren sollte letztendlich zum Untergang des
Geschlechtes führen.
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Hans V. Jörger von Tollet ließ das Schloss
zwischen 1601 und 1611 neu im Stil der
Renaissance erbauen. Sein Name findet sich
auch im Stuck des
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Festsaales im ersten Stock. Doch er sollte
auch den Untergang der Jörger von Tollet
erleben. Er war Vertreter der evangelischen
Stände und stelle sich
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offen
gegen die Pläne zur Rekatholisierung Kaiser
Ferdinands, er lehnte sogar dessen Huldigung
ab. Wegen Hochverrates angeklagt, konnte er
durch ein
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Bittgesuch
zwar sein Leben retten, verlor aber fast
seinen ganzen Besitz, darunter auch sein
Stammschloss Tollet.
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Tollet ging daraufhin um 1625 zu einem
Schleuderpreis an den ärgsten Feind der
Protestanten, an den verhassten Statthalter
Adam Graf Herberstorff, der
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traurige
Berühmtheit durch das Frankenburger
Würfelspiel erlangt hatte. Lange erfreute er
sich jedoch nicht seines Besitzes, er starb
schon sechs Jahre
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später.
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Das Schloss wurde an die Familie Sprinzenstein
verkauft, in deren Besitz es bis 1750 blieb.
Danach wechselten die Besitzer häufig (Fueger,
Stieber,
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Peckenzell, Bocella (1831) Stremayr).
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Erst als das Schloss 1846 an die Familie
Revertera kam, wurden wieder Maßnahmen zur
Verschönerung und Renovierung getroffen. So
wurde eine
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Straßenkehre statt der äußerst steilen
Steigung angelegt, das Schloss neu verputzt
und 1869 wurde neben der Taverne über dem
ausgefüllten Burggraben
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ein Stallgebäude nach englischem Muster
erbaut. Die anderen Nebengebäude wurden nach
und nach abgerissen.
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Unter Friedrich Revertera wurde statt des
steilen Satteldaches ein Dach mit Steil- und
Flachflächen aufgesetzt und der Turm
aufgestockt und etwas umgeformt.
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Im Großen und Ganzen blieb der Charakter des
Baues aber seit der Renaissance erhalten. Die
Abschlussgitter des Hofumganges stammen aus
dem
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Jahr 1607 und umfassen 48 Felder mit 46
verschiedenen Motiven.
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Im Jahr
2002
wurde
Schloss
Tollet
von AREV Immobilien
erworben und mit der
Renovierung begonnen,
die 2009 ihren Abschluss fand.
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